Hans Joachim Möller informierte am 13.10.2020 über die Seute Deern

Herr Möller ist Kapitän, vereidigter Sachverständiger und Havariekommissar, also bestens gerüstet, um sich zum Thema Seute Deern zu äußern.

 

Das Schiff wurde 1919 in den USA als Viermast-Gaffelschoner zum Transport von Langholz gebaut und auf den Namen Elizabeth Brandi getauft. Wegen des Raumbedarfs für lange Bäume waren keine Schotten vorgesehen, so dass sich der Rumpf während der Fahrten ständig verschob und dadurch von Anfang an undicht war. 1931 kam die „Brandi“, wie sie jetzt hieß, nach Europa und diente hier ebenfalls dem Holztransport von Skandinavien. 1938 erfolgte ein weiterer Verkauf und zwar nach Hamburg, wo sie zum Dreimaster umgebaut wurde,  erhielt dann auch die Gallionsfigur in der Tracht des Alten Landes und den Namen „Seute Deern“.

1946 wurde sie in Lübeck zum Hotelschiff umgebaut und kam 1954 als Jugendherberge nach Holland, bis sie 1964 als Restaurantschiff in Emden das erste Mal sank. Im Jahr 1966 erhielt sie in Bremerhaven ihren letzten Liegeplatz und wurde 1972 das Gründungsgeschenk an das Deutsche Schifffahrtsmuseum. Bis zum Jahr 2019 diente sie als Restaurantschiff und war Ort von zahlreichen Feierlichkeiten bis ein Feuer an Bord ausbrach und das Restaurant schließen mußte.  

Schiffe aus Holz waren nicht dafür vorgesehen, über eine sehr lange Zeit zu fahren, normalerweise setzt man ein Alter von ca. 30 Jahren an. Das Salzwasser hinterlässt seine Spuren und bereits im Jahr 1976 gab es ein Gutachten mit der Aussage, dass Deck und Außenhaut verrottet sind. Bereits zu diesem Zeitpunkt wäre es wichtig gewesen, Maßnahmen zur eventuellen Rettung zu ergreifen, aber wie immer fehlte es an Geld. Der derzeitigen Leitung des DSM die gesamte Verantwortung für das Drama anzulasten ist nicht richtig.

Als dann am 30.8.2019 die Nachricht verbreitet wurde, dass die Seute Deern gesunken ist, war alles zu spät. Bei den Versuchen, das Schiff so zu stabilisieren um in ein Sandbett verbracht zu werden stellte sich heraus, dass das Holz der Außenwände nur noch ca 1 cm dick war, der Rest wurde durch Braunfäule total zerstört. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass der Transport überstanden wurde. Über die Kostenübernahme des Abwrackens wird  immer noch verhandelt, das Schiff sieht auf dem jetzigen Platz sehr erbärmlich aus und ist sicher kein Willkommensgruß für Besucher.

Es gibt viele Vorschläge für einen Ersatz und auch Zusagen für Zuschüsse, aber ein Holznachbau ist illusorisch. Niemand kann die genauen Kosten hierfür ermitteln und selbst wenn man noch Handwerker finden würde, die die Arbeiten ausführen könnten, würde es viele Jahre bis zur Fertigstellung dauern.

Das Schulschiff Deutschland von Vegesack nach Bremerhaven zu holen wäre sicher eine probate Lösung, hier würde das schöne Schiff sehr gut zur Geltung kommen und eine Bereicherung für den Hafen sein.