Ist Impfen im Alter sinnvoll? Vortrag von Herrn Henner Naumann vom Gesundheitsamt Bremerhaven am 22.9.2020
Das Immunsystem wird vergesslich!
Geimpft wird gegen besonders gefährliche Krankheiten und gegen solche, die man schlecht bekämpfen kann, z.T. hervorgerufen durch Fahrten in fremde Länder. Es macht keinen Sinn, gegen banale Erkrankungen wie Schnupfen zu impfen. Ziel einer Impfung ist, das Immunsystem zu aktivieren, um durch bestimmte eindringende Erreger eine Krankheit zu verhindern. Die Immunkompetenz nimmt mit dem Alter ab, bedingt durch viele chronische Erkrankungen.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich gegen Krankheiten zu schützen:
Individualschutz
Hier geht es um den Selbstschutz vor Infektionserkrankungen, man nennt es auch Kollektivschutz oder Herdenschutz. Wenn viele Leute geimpft sind, bilden diese auch einen Schutz für nicht geimpfte, da aus diesem Umfeld keine Ansteckung droht und letztendlich die Krankheit ausgerottet wird.
Impfkalender
Immer Anfang des Jahres setzen sich Fachleute – die „Ständige Impfkommission“ – bundesweit zusammen und geben Empfehlungen für das kommende Jahr heraus. Ab einem Alter von 60 Jahren wird häufig eine Auffrischimpfung empfohlen.
Aktive Schutzimpfung
Menschen werden mit abgeschwächten Erregern geimpft, der Geimpfte bildet Antikörper und wird aufgrund dieser Antikörper immun, sie verhindern einen Ausbruch der Krankheit.
Vorteil: Das immunologische Gedächtnis wird geprägt, die Schutzmaßnahmen gelten, z.T. ein Leben lang. Nachteil: Es gibt einen verzögerten Wirkungseintritt, es dauert Tage oder Wochen, bis zur Bildung von Antikörpern.
Passive Immunisierung
Zuerst werden z.B. Pferde mit abgeschwächten Erregern geimpft, die Tiere bilden Antikörper, diese werden entnommen. Infiziert sich ein Mensch mit dem Erreger, erhält er die gezüchteten Antikörper, diese wirken sofort, sind aber zeitlich begrenzt.
Wundstarrkrampf (Tetanus)
Dieser Impfstoff wird oft in Mehrfachimpfungen verwendet. Die Übertragung erfolgt durch Erde/Staub und kann sogar bei kleinsten Verletzungen schwere Krämpfe hervorrufen. Jeder 3. Infizierte stirbt daran! Es gibt keine dauerhafte Immunität. Nach der Grundimpfung erfolgt nach etwa einem Jahr die 2. Impfung und man ist dann etwa 10 Jahre immun.
Diphtherie
Das Bakterium bildet ein Gift, das von Mensch zu Mensch übertragen wird. Symptome sind Fieber, befallen sind die Schleimhäute, Rachen und Kehlkopf. Die Krankheit führt zu Organschäden am Herzen, den Nieren und anderen Organen, Todesfälle sind möglich.
Keuchhusten
Auch hier wird mit Kombinationsimpfstoffen vorgebeugt, die Bakterien bilden Gifte, die Husten und Fieber hervorrufen, Übertragung durch Tröpfcheninfektion.
Kinderlähmung/Polio
Polio ist eine schwere Viruserkrankung der Nervenzellen und des Rückenmarks. Sie ist zwar in Deutschland ausgerottet, tritt aber immer wieder einmal auf, Reisende in gefährdete Gebiete bringen den Erreger mit, dies erfolgt aber z.T. auch durch Aussiedler und Asylbewerber.
Virusgrippe/Influenza
Hervorgerufen durch Viren, die Krankheitssymptome sind Fieber, trockener Reizhusten, Muskel- und Kopfschmerzen. Komplikationen: Verschlechterung einer Grunderkrankung von Herz, Lunge, Nieren etc, speziell bei älteren Menschen. Grippeschutzimpfung: Virus verändert sich ständig, daher nicht so leicht angreifbar. Im Frühjahr wird festgelegt, welcher Impfstoff eingesetzt wird, dieser wird aus Hühnereiern gewonnen. Die Impfung soll im Oktober/November jährlich erfolgen.
Wichtig für:
- Personen über 60 Jahre
- Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter Gefährdung
- Bewohner von Altenheimen
- medizinisches Personal
- wenn Epidemien auftreten
Pneumokokken
Impfempfehlung ab 60 Jahren, besonders gefährdet sind Kinder unter 5 und Erwachsene
über 60 Jahre. Weltweit sterben daran jährlich 2 Millionen Menschen. Kinder leiden
unter Lungen- oder Hirnhautentzündung.
Deutschlandweit treten im Jahr 1500 – 2000 Fälle auf, sie werden durch Tröpfchen
übertragen und erreichen ca 30 % der Erwachsenen und 60 % der Kinder.
Die Symptome sind Schüttelfrost, Fieber, Schmerzen mit Ausstrahlung in den Bauch.
Als Folge kann Hirnhautentzündung auftreten sowie chronische Erkrankungen wie
Lungenleiden, Kreislauferkrankungen etc.
Gürtelrose/Herpes
Der Ursprung dieser Krankheit liegt an Windpocken im Kindesalter. Die Erreger können in den Rückenmarkskanal wandern und im Alter bei geschwächtem Immunsystem aktiv werden. Sie wandern auf die Haut und bilden Bläschen, die Flüssigkeit ist ansteckend. Es treten starke Schmerzen auf. Tritt die Krankheit am Kopf auf spricht man von Gesichtsrose, diese ist sehr gefährlich. Eine Impfung ab 60 Jahren wird erfolgen, eine zweimalige Impfung ist erforderlich.
Fazit
Speziell im Alter ist auf ausreichenden Impfschutz zu achten.